Kosten- und Nutzenvergleich zwischen Stadtbahn und U-Bahn | |
Ausgangsbasis für die folgenden Berechnungen ist das Straßen-bahnnetz in Nürnberg und Fürth von 1967, das etwa 70 km größtenteils zweigleisige Strecken umfasste. Mehr als die Hälfte davon wurde in den letzten 40 Jahren stillgelegt und nur wenige kurze Abschnitte mit einer Gesamtlänge von 2 km wurden neu gebaut. Daher ist die Länge der Straßenbahngleise in Nürnberg im Jahr 2010 auf 34 km geschrumpft. Erfreulicherweise beschloss der Nürnberger Stadtrat vor kurzem die Neubauten Thon - Buch (2,6 km) und Hauptbahnhof - Celtistunnel – Aufseßplatz (0,7 km), die das Netz sinnvoll ergänzen. Dafür soll allerdings der 2,2 km lange Abschnitt F.Ebert-Platz - Maxfeldstr.- Rathenauplatz stillgelegt werden, wenn 2012 die U3 parallel dazu verlängert wird. Der größte Teil der Investitionen floss in Nürnberg und Fürth in den letzten 40 Jahren in die U-Bahn: 35,2 km überwiegend zweigleisiger Strecken wurden neu gebaut, davon 29,7 km im Tunnel und 5,5 km oberirdisch. Es gibt 44 U-Bahnhöfe, von denen nur 7 über der Erde liegen. Vom Nürnberger Stadtrat bereits beschlossen sind die unterirdischen Verlängerungen der U3 Maxfeld - Fr.Ebert-Platz – Nordwestring (2,2 km) und Gustav-Adolf-Str.- Gebersdorf (3,2 km) mit 5 neuen Bahnhöfen. Diese werden im folgenden Vergleich auch berücksichtigt.
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Maßnahmen in Nürnberg und Fürth, | Kostensatz
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Nürnberg |
Stadt Fürth |
Summe |
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tatsächlich durchgeführt oder geplant | (Stand 1992) |
1967 bis 2017 |
1967 bis 2011 |
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Neue 1-gleisiger U-Bahn-Strecke unterird. |
20 Mio € pro km |
1,4 km |
28 Mio € |
- |
- |
30 Mio € |
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Neubau zweigleisiger x U-Bahn-Strecke | ioberirdisch | 10 Mio € pro km |
5,2 km |
52 Mio € |
0,6 km |
6 Mio € |
58 Mio € |
iunterirdisch | 30 Mio € pro km |
29,0 km |
870 Mio € |
4,4 km |
132 Mio € |
1.044 Mio € |
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Neubau zweigleisiger x U-Bahnhöfe |
ioberirdisch | 3 Mio € / Bf |
7 Bf |
21 Mio € |
1 Bf |
3 Mio € |
24 Mio € |
iunterirdisch | 6 Mio € / Bf |
33 Bf |
198 Mio € |
6 Bf |
36 Mio € |
234 Mio € |
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Neue 4-gleisige U-Bahnhöfe unterirdisch |
10 Mio € / Bf |
2 Bf |
20 Mio € |
- |
- |
20 Mio € |
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Summe U-Bahn |
- |
35,6 km |
1.189 Mio € |
5,0 km |
177 Mio € |
X 40,6 km = 1.366 Mio € |
x
Um die erforderlichen Investitionen vergleichen zu können wurden einheitliche Werte mit einem Preisstand von 1992 angesetzt, also aus der Mitte des betrachteten Zeitraums von 1967 bis 2017. Die jährliche Inflation von 2 bis 4 % wird dadurch bestmöglich ausgeglichen. Und tatsächlich kommen die von Jörg Schäfer ermittelten Kosten von 1.366 Mio € für die U-Bahn in Nürnberg und Fürth den offiziellen Angaben der VAG Nürnberg (1.385 Mio €) sehr nahe. |
- | Es gäbe 161 Stadtbahn-Stationen – mehr als drei mal so viele wie die im Zielzustand für das Jahr 2017 geplanten 49 U-Bahnhöfe. |
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- | Es gäbe 11 Stadtbahnlinien statt 3 U-Bahn-Linien und daher weniger Umsteigezwänge. | |
- | Mit der U-Bahn kommt man nur von 25 Bahnhöfen der U1 umsteigefrei zur Lorenzkirche und zum Weißen Turm, bei der virtuellen Stadtbahn wären es mehr als vier mal so viel, nämlich (ohne die Linie 15) 108 Stationen! | |
- | Mit der U-Bahn kommt man nur von 25 Bahnhöfen umsteigefrei zum Fürther Rathaus, bei der virtuellen Stadtbahn wären es fast dreimal so viel, nämlich (ohne Linie 5) 72 Stationen! | |
- | Das hochwertige Schienennetz wäre 96,9 km statt 35,6 km lang. Auf den langen Außen-ästen nach Schniegling, Zirndorf und Kornburg würden die Fahrgäste weite Strecken mit elektrischen Fahrzeugen zurücklegen. Dadurch würde der klimaschädliche CO²-Ausstoß von Verbrennungsmotoren in PKWs und Bussen spürbarer reduziert als bei der U-Bahn. |
Ergänzende Niederflur-Straßenbahn in Nürnberg | Kostensatz
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Reale Entwicklung |
Virtuelle Stadtbahn |
Verhältnis |
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(Stand 1992) |
1967 bis 2017 |
1967 bis 2017 |
Länge |
Kosten |
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Anzahl Linien und Stationen | - |
6 Linien mit 85 Stationen |
2 Linien mit 39 Stationen |
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Umsteigepunkte zu U-Bahn bzw. virtueller Stadtbahn | - |
6 = Fr.Ebert-Platz, Rathenauplatz, Plärrer, Hauptbahnhof, Aufseßplatz, Frankenstr. |
7 = F.Ebert-Pl., Plärrer, Christuskirche, Aufseßplatz, Glockenhof, Dutzendteich, Finkenbrunn |
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Ausbau vorhandener Straßenbahn |
0,5 Mio € / km |
32 km |
16 Mio € |
11,2 km |
6 Mio € |
35 % |
37,5 % |
Neubau Straßenbahn oberirdisch |
6 Mio € pro km |
5,3 km |
32 Mio € |
9,1 km |
54 Mio € |
172 %
|
169 %
|
Summe |
- |
37,3 km |
48 Mio € |
20,3 km |
60 Mio € |
54 % |
125 % |
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Teil des Nürnberger Stadtrat-Entschlusses von 1965 für die U-Bahn war bis zur Jahrtausendwende die Straßenbahn stillzulegen. Strecken, die nicht durch die U-Bahn ersetzt würden sollten auf Busverkehr umgestellt werden. Erst in den 1980er Jahren erfolgte ein Umdenken und der Straßenbahn wurde auf 6 Linien mit etwa 37 km Netzlänge eine dauerhafte Zukunft zugestanden. Da der Mut der Stadträte aber nicht so weit reichte für die Straßenbahn neue Strecken ins Nürnberger Zentrum zu bauen wird dieses an den Stationen Plärrer, Hauptbahnhof und Rathenauplatz nur am Rande angefahren. Viele wichtige Ziele sind daher nur mit Umsteigen zu erreichen, was die Attraktivität der Straßenbahn spürbar schmälert. Auch wenn der Entschluss 1965 für die Stadtbahn gefallen wäre: Man hätte damals sicher geplant, langfristig nur noch ein Schienen-system zu betreiben. Dementsprechend wären nach und nach Straßenbahn- durch Stadtbahnlinien ersetzt worden. Eine Besonderheit stellen dabei die Linien 6 und 9 dar, die auf dem gemeinsamen Abschnitt Hallertor - Plärrer - Steinbühl auf eigenem Gleiskörper am Rand der Innenstadt entlang fahren und nur an den Stationen Christuskirche und Finkenbrunn auf andere Stadtbahn-Linien treffen. Anfang der 1990er Jahre hätte man sicher beschlossen, diese zwei Linien mit den inzwischen serienreifen Niederflur-Straßenbahnen zu betreiben, da der Ausbau der Haltestellen kostengünstiger gewesen wäre. Die Niederflur-Stadtbahn hätte als Ergänzung zur virtuellen Stadtbahn folgende Vorteile: - In der Realität kann man nur an 6 der 85 Straßenbahnhaltestellen (= 7%) alternativ auch die U-Bahn benutzen. Von den anderen 79 Haltestellen aus sind viele wichtige Ziele nur mit Umsteigen in die U-Bahn zu erreichen. Im Alternativkonzept kann man an 7 der 39 Straßenbahnhaltestellen (= 18%) alternativ auch die Stadtbahn benutzen. - Es gibt daher nur 32 statt 79 Haltestellen, von denen aus man die Niederflur-Straßenbahn benutzen muss und wichtige Ziele nur mit Umsteigen in die Hochflur-Stadtbahn erreicht. - Dank der dichteren Verknüpfung von Niederflur-Straßenbahn und Hochflur-Stadtbahn müssen oft kürzere Umwege zur nächsten Umsteigestation in Kauf genommen werden. - Die Niederflur-Straßenbahn schaut für Laien fast genauso aus wie die Hochflur-Stadtbahn. Sie wirkt daher nicht (wie neben der U-Bahn) wie ein Verkehrsmittel 2.Wahl und wird positiver wahrgenommen. Dieser Effekt wird verstärkt wenn in Linien- und Netzplänen nicht zwischen beiden Verkehrsmitteln unterschieden wird. Das berücksichtigt auch Jörg Schäfer, indem er die Niederflur-Straßenbahnen als Linien 6 und 9 zwischen die Hochflur-Stadtbahnlinien 1 bis 15 einreiht. |
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Zusammenfassung | Strecke |
Anteil
|
Stationen |
Anteil
|
Kosten |
Anteil |
Details siehe |
Nürnberg Stadtbahn |
78,2 km |
55 % |
126 |
56 % |
1.196 Mio € |
76 % |
|
Stadt Fürth |
18,7 km |
13 % |
35 |
15 % |
154 Mio € |
10 % |
|
Landkreis Fürth |
16,2 km |
12% |
16 |
7 % |
107 Mio € |
7 % |
|
Zwischensumme Hochflur-Stadtbahn | 113,1 km |
80 % |
177 |
78 % |
1.457 Mio € |
93 % |
- |
Nürnberg Straßenbahn |
20,3 km |
14,5 % |
39 |
17,5 % |
60 Mio € |
4 % |
|
Erlangen |
7,8 km |
5,5 % |
10 |
5,5 % |
45 Mio € |
3 % |
|
Zwischens. Niederflur-Straßenbahn | 28,1 km |
20 % |
49 |
22 % |
105 Mio € |
7 % |
- |
Summe Schienennetz |
141,2 km |
- |
226 |
- |
1.562 Mio € |
- |
- |
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Insgesamt würden bei den Vorschlägen von Jörg Schäfer für die städtischen Schienenstrecken in der Industrieregion Mittelfranken (mit Preisstand von 1992) rund 1,5 Milliarden Euro verbaut. Es verwundert nicht, dass drei Viertel der Investitionen nach Nürnberg fließen, wo im oberirdischen Straßenraum oft nicht genug Platz für einen eigenen Bahnkörper ist. Die Stadtbahn muss dort auf fast 25 km Länge in Tunnel ausweichen, die etwa das 5-fache an Baukosten pro Kilometer und Haltestelle verschlingen. Dennoch müsste das Umland nicht neidisch auf die Großstädte schauen: Viele Bürger fahren schließlich regelmäßig in oder durch die Zentren zu ihrem Arbeits-platz oder zu Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten. Und auch Mitmenschen, die selten mit der Stadtbahn fahren, profitieren von der geringeren Umweltbelastung, die mit einem gut funktionierenden Stadtbahnsystem entstehen. |
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